24.08 - 26. 08.

[3] Ton und Bild - Von Monomedien zu Multimedien

Medienbrüche, Interaktion und Kollaboration, Grenzüberschreitungen und Synthesen. Versuche zur Visualisierung von Klang bzw. der Vertonung von Bild.

Die Geschichte der Bild-Ton-Beziehungen reicht zurück bis in die Mythenwelt der Frühgeschichte. In brahmanischen Mythen waren die ersten Menschen leuchtende und klingende Wesen. In China kursierte der Begriff "Ohrenlicht", und man hatte bereits ein ganzheitliches fünfteiliges Ton-, Zahl- und Denksystem entwickelt, dem die Kosmologie, Medizin, Musik und alle sonstigen Gebiete zugeordnet werden konnten. In der griechischen Antike entwickelte Aristoteles ein auf Zahlen beruhendes Harmonieprinzip, das, angekoppelt an seine subjektive Wahrnehmung, eine Siebenteilung der Farben, Töne und Geschmäcker vorsah. In Anlehnung an die Überlegungen von Aristoteles leiteten später in der Zeit der Renaissance u.a. Athanasius Kircher, Isaac Newton und Martin Cureau de la Chambre ihre unterschiedlichen Variationen von Farbe- Tonintervall-Zuordnungen ab.

Eine technische Verschaltung von Farbe und Ton nahm erstmals der französische Jesuitenpater und Mathematiker Louis-Bertrand Castel im Jahre 1729 vor. Er konstruierte ein Lichtcembalo, das zu jedem angeschlagenen Ton eine passende Farbe zeigte. Systeme der Farbe- Ton-Beziehungen aus dieser Zeit beruhen allein auf den subjektiven Wahrnehmungen und Setzungen ihrer Erfinder - ohne jede naturwissenschaftliche Grundlage. Hermann von Helmholtz wies Mitte des 19. Jahrhunderts nach, daß der bis dato vermutete, proportionale Zusammenhang zwischen Farb- und Tonempfindungen nicht besteht.
Die Einsichten von Helmholtz hielten aber Anfang des 20. Jahrhunderts insbesondere die russische und deutsche Avantgarde keineswegs davon ab, die synästhetische, experimentelle Kunst weiter voranzutreiben. Eine mechanische Verbindung zwischen Klang und Licht sollte technisch erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Entdeckung der Elektrizität erweitert werden. Zahlreiche Experimente mit sog. optophonetischen Instrumenten sowie mit dem technisch vergleichbaren Lichttonverfahren wurden in jener Zeit unternommen. Eine konzeptionelle Verbindung beider Ebenen unternahmen (u.a.) 1932 Moholy-Nagy in dem Film "Tönendes ABC" und Oscar Fischinger in "Klingende Ornamente", die dem Betrachter genau jene Formverläufe zeigen, die gleichzeitig auf der Tonspur den Klang erzeugen. Die Relation von Bild und Klang war aber technisch nicht ein-deutig ; ganz verschiedene Filmsequenzen konnten zum gleichen akustischen Ein-druck führen.

In den neueren, analogen , elektronischen AV-Medien (Tonfilm, Video) wurden künstlerische Verbindungen zwischen Bild und Ton üblicherweise nicht technisch, sondern durch Abtastung, Schnitt und Montage hergestellt. Mittler zwischen den verschiedenen Sinneseindrücken waren Menschen. Die Zeichenwelten der Ton- und Bildspuren selbst blieben voneinander getrennt. Die Medien waren somit zwar koppelungsfähig, ihnen fehlte aber ein einheitlicher, technischer Code zur Verständigung.
In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde, gestärkt von den Medientheorien Marshall McLuhans, mit den analogen Medien eine künstlerische Praxis der Aneignung und Umdeutung der Apparate erprobt, für die besonders die Namen John Cage und Nam June Paik stehen.
Mit dem Aufkommen der Digitalität, des binären Codes und der Emanzipation des Computers als Medium zeichnet sich technisch ein qualitativer Einschnitt für die "Dialoge" zwischen den Medien ab. Im Computer wird das Medienmaterial von den materiellen Grenzen der analogen Medienwelt befreit und kann nunmehr beliebig transformiert und verschaltet werden. (aus "Techno Talk - Dialoge zwischen den Medien" v. Thorsten Klages)
 

[E] Eroeffnung
[1] Ton ohne Bild
[2] Bild mit Ton
[3] Ton und Bild
[1] feinmotorik
[1] farmers manual
[1] lebendiges blau
[1] sound pit
[1] from scratch
[A] Abschluß
[P] Projekte
bittenichtumbreche
 
         
    freitag 24.08. | 21 uhr | garage

Institut für Feinmotorik (Schwarzwald)
X X X

livestream vom 24.08.


Das Institut für Feinmotorik arbeitet nach dem Motto "aus fast nichts fast nichts zu machen".

Institut für Feinmotorik ist ein Projekt, das sich mit den komplexen Beziehungen zwischen der Wahrnehmung von Mikro-Phänomenen auf akustischer und visueller Ebene und dem Herumstolpern durch mikrosoziales Verhalten in alltäglichen Situationen auseinandersetzt. Ein Thema, das das Institut für Feinmotorik interessiert, ist der akustische Bereich hinter gewöhnlichen Eingangssignalen.

Das Setup besteht aus sechs bis acht "leeren" Plattenspielern, die keine Platten abspielen, sondern manipulierte Sounds erzeugen, indem sie auf den Plattenteller geklebte Hindernisse oder auch gespannte Seile zum Tönen bringen. Sie fanden diese Möglichkeiten zum Generieren akustischer Signale nicht nur auf diesen Geräten; Haushaltsgummis, Klebeband und Sonstiges sind ebenso sound-taugliche Instrumente. Die Künstler erarbeiten den Sound live durch fortwährendes Aufschichten der Rhythmen, Modulieren und Verändern der Struktur. Die Arbeitsfläche befindet sich zentral im Raum, und der Prozeß ist somit voll einsehbar. Haben sie eine tragende Form gefunden, überlassen die Musiker die Maschine sich selbst - übrig bleibt eine Klanginstallation.


www.staubgold.com/iff.html
 

[E] Eroeffnung
[1] Ton ohne Bild
[2] Bild mit Ton
[3] Ton und Bild
[1] feinmotorik
[1] farmers manual
[1] lebendiges blau
[1] sound pit
[1] from scratch
[A] Abschluß
[P] Projekte
bittenichtumbreche
 
         
   

freitag 24.08. | 21 uhr | garage

Farmers Manual (mego/Wien)

livestream vom 24.08.


Totale Automation vs. menschliche Interaktion. Live-Auftritte mit summenden, knackenden, piependen Sounds und Computerdaten gepaart mit flimmernden Bildern.

Unbewußt gegründet 1994, offiziell 1995. Sitz in Wien. Gründer: Mathias Gmachl, Stefan Possert, Oswald Berthold und Eugen Danziger und Gert Brantner sowie temporäre, externe, virtuelle Gäste. Ihre Grundstrategie: "Während der Aufführung werden wir versuchen, die Atmosphäre von einem Zustand der Auflösung und Unförmigkeit manuell und mit leidenschaftlicher Fummelei in einen imaginativen Zustand von komplexem, monotonem, strukturiertem, ruhigem und chilligem oder endlos assoziativem Geblubber zu verändern. Am Ende werden die Autoren zu Zuhörern und die Zuhörer sehen sich einer Bühne gegenübergestellt, die nur von Maschinen bevölkert ist, die dem endlosen Rendern und dem Strom des leichten semantischen Wahnsinns nicht entrinnen können. So wird das Set-up selbst zur Installation, und alles wird von extremen Frequenzen und generierten, flimmernden Störbildern begleitet."

"Warum die Firma Apple Farmers Manual nicht an vorderster Front ihrer "Think different" Kampagne anführt, ist mindestens so unverständlich wie Bill Gates' Versäumnis das Internet zu kaufen. Can you stand the FM-Test?" (from a de:bug review of exploders)

www.mego.at/farmers.html
www.farmersmanual.co.at/

 

[E] Eroeffnung
[1] Ton ohne Bild
[2] Bild mit Ton
[3] Ton und Bild
[1] feinmotorik
[1] farmers manual
[1] lebendiges blau
[1] sound pit
[1] from scratch
[A] Abschluß
[P] Projekte
bittenichtumbreche
 
         
    samstag 25.08. | 21 uhr | speicher nr. 9


staalplaat soundsystem presents
Lebendiges Blau

livestream vom 25.08.

Ein dynamisches Hörspiel mit dem Titel Lebendiges Blau wird für das Festvial in Stralsund entwickelt - eine Adaption des Films Blau von Derek Jarman.
Lebendiges Blau wird eine Mischung aus Live Show, Installation und Hörspiel sein.
Es wird sich auf das Hauptthema von Blau, das langsame Erblinden, konzentrieren, einfach in einem blauen Licht endend.
Diese Adaption wird den deutschen synchronisierten Soundtrack als bestimmenden Leitfaden für das Publikum benutzen.
Live- und Installationselemente werden hinzugefügt, die mit verschiedenen Sinnen oder Empfindungen wie Geruch, Desorientierung und sogar körperlichen Erfahrungen spielen.
Dafür werden Licht, physikalische Objekte und sich bewegende Soundsysteme geschaffen, zum Beispiel auf Dreiräder montierte Ghettoblaster, mit denen Kinder durch das Publikum fahren; FM-Sender sorgen für einen kontrollierten Sound.
Das ganze ist work in progress, deshalb können und werden Veränderungen während des Aufbaus vorgenommen werden.
staalplaat soundsystem sind Rashad Becker, Carlo Crovato & Geert-Jan Hobijn.

www.staalplaat.com
 

[E] Eroeffnung
[1] Ton ohne Bild
[2] Bild mit Ton
[3] Ton und Bild
[1] feinmotorik
[1] farmers manual
[1] lebendiges blau
[1] sound pit
[1] from scratch
[A] Abschluß
[P] Projekte
bittenichtumbreche
 
         
    samstag 25.08. | 22 uhr | garage

the sound pit
interaktive Soundinstallation


Raum wird zum Instrument, Körperbewegungen der Besucher steuern über verschiedene Sensoren Sampelbänke und Licht. Eine ehemalige "Reparaturgrube" wird umbaut und begehbar gemacht. Maximal zwei Besucher gleichzeitig können diesen Klangraum betreten und mit und in ihm interagieren. Eine halbtransparente Außenhülle läßt ein Betrachten dieses Vorgangs von außen zu. Die Installation ist somit zugleich klingendes Raumobjekt, welches den Prozeß der Klangerzeugung auf seiner Oberfläche abbildet.

Carlo Crovato
1993-1999 Assistent von Jim Whiting, dem pneumatischen Installationskünstler Shows in Europa, Galerien, Museen, Subkultur. 1997-2000 zeitweise Assistenz für Laura Kikauka, der exotischen Kitschsammlerin und –installateurin, seit 1998 Solo-Shows in Leipzig/Berlin/Ungarn, plastisch-elektrische Installationen, die Sound und visuelle Spiele einbeziehen, um zu provozieren und zu stimulieren. Arbeit mit Staalplaat Sound System auf verschiedenen Festivals.
 

[E] Eroeffnung
[1] Ton ohne Bild
[2] Bild mit Ton
[3] Ton und Bild
[1] feinmotorik
[1] farmers manual
[1] lebendiges blau
[1] sound pit
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[A] Abschluß
[P] Projekte
bittenichtumbreche
 
         
    sonntag 26.08. | 21 uhr |

from scratch #3: amplified body


Snjezana Premus und Ignaz Schick (Slovenien/Berlin) in cooperation with PTL Ljubljana
Performance für Raum, Körper und Sound. Die Geräuschhaftigkeit von Körperteilen in Bewegung.

Das Thema dieser Arbeit ist die Erforschung von Körper und Sound und ihrer Beziehung zueinander. Hauptwerkzeug ist ein tragbares Mikrophon, mit dem direkt Bewegungen in Sounds und Geräusche umgewandelt wurden. Das Mikrophon wird an verschiedenen Positionen am Körper befestigt, so daß jede Bewegung und sogar Atmen knisternde perkussive Geräusche verursachen. Durch einen bestimmten Katalog an Bewegungen können verschiedene Rhythmen und musikalische Figuren ausgelöst werden. Die so entstehenden Sounds werden gesampelt, leicht manipuliert und sofort zurückgespielt. So entwickelt sich ein immer komplexer werdender Dialog zwischen den Performern und gleichzeitig zwischen den verschiedenen Medien Tanz und Musik.

Ignaz Schick. Komponist, Live-Elektronik (* 1972) beginnt im Alter von zwölf Jahren für mehrere Jahre Altsaxophon zu studieren, zur gleichen Zeit experimentiert er mit analogen Samplingmethoden und Mehrspuraufnahmen. Noch während seiner Schulzeit Tourneen durch Europa u.a. mit Bob Rutmans Steelcelloensemble und dem französischen Posaunisten Marc Boukouya. Seit dem Abitur arbeitet er als freischaffender Komponist und Musiker im Umfeld des Jazz, der zeitgenössischen, experimentellen und improvisierten Musik sowie als Komponist für Theater, Tanz und Film. Mittlerweile benutzt er hauptsächlich Elektronik und selbstgemachte Klangerzeuger als Instrumentarium.
Von 1993 bis 1995 als Assistent und Musiker für den Komponisten J.A. Riedl tätig. 1994 ausgezeichnet mit dem Förderstipendium Musik der LHS München. Seit Ende 1995 lebt er in Berlin und arbeitet dort mit zahlreichen Ensembles und Musikern der jüngeren Generation in den unterschiedlichsten Gattungen zeitgenössischer experimenteller Musik sowie in Tanz/Musiktheaterprojekten mit Takako Suzuki und Wu Wei. 1998 gründet er den Verlag "Edition Zangi" und den Vertrieb "Zangi Music Dist.", 2000 folgt das Label "Zarek". Seit Mitte der neunziger Jahre Intensivierung der elektronischen Projekte wie Perlon, Petit Pale als auch Live-Elektronik Solokonzerte. 2001 performte er live im ORF Kunstradio und dem Musique Action Festival in Nancy, Frankreich. Anschließend USA-Tour mit Perlon. Rundfunkmitschnitte mit verschiedenen Ensembles, u.a. BR 2 und DRS 2, sowie zahlreiche Tourneen und Festivalauftritte in Europa (Bonner Herbst '91, Donaueschingen '95, Forum Stadtpark Graz '96, Echtzeitmusiktage Berlin '96, FEAM '98-'00, garage Stralsund '98-'00, Postfuhramt Berlin '99 & '00, 2:13 Festival Berlin 99, Terza Prattica Festival Amsterdam '00, IZ(Z)VEN Slovenia '01,...).

Snjezana Premus (Choreographin, Tänzerin) (*1973)
begann 1990 im "Dance Center Maribor", Slovenien, zu tanzen. Fortsetzung des Studiums an der London Contemporary Dance School. 1997 Workshop mit Emily Claid und Louis Frank. 1998 Danceweb-Stipendium in Wien. Arbeit mit Nir Ben Gal, David Zembrano, Randy Warshaw. On the Edge, Festival der Improvisation, Meisterklassen mit Vera Mantero, Julyen Hamilton in Paris. Beteiligung an verschiedenen Tanz - Projekten in Verbindung mit Film, Design und Musik. Seit 1999 "from scratch" - Performances mit verschiedenen Musikern. Zusammenarbeit u.a. mit Elena Alonso, Yelp Dance Company, Dance Theatre Ljubljana, Bernd Skodzig, Ivana Jozic, Elvira Happ, Marko Caklovic. . .

www.zangimusic.de
 

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